Viele von euch sind sicher ebenso frustriert wie ich früher, dass wir ewig viel Zeit im Englischunterricht auf Grammatik verwenden, nur damit ein Großteil der Schüler die blöden Regeln durcheinanderbringt oder vergisst. Hier zwei schöne Beispiele, warum weniger Grammatik meist besser ist.
Letztes Jahr hielt Stephen Krashen, der große amerikanische Sprachwissenschaftler, einen sehr unterhaltsamen Vortrag über die Relevanz des Lesens. Darin zitierte er eine Studie zum Grammatikunterricht. I
n der Studie bekamen Universitätsstudenten, die nach Amerika zum Studieren kamen, über sechs Wochen lang SECHS Stunden Grammatikunterricht zum bestimmten/unbestimmten Artikel. Das "beeindruckende" Ergebnis: Ihre Verwendung des bestimmten/unbestimmten Artikels wurde 6% besser. Wow, die sechs Stunden waren wirklich gut investiert…
Und Stephen Krashen bemerkte außerdem, dass diese Studenten sicher bereits viel Englischunterricht in ihren Heimatländern hatten und in Amerika dazu noch reichlich neuen sprachlichen Input bekommen. Darüber hinaus wurde die Verbesserung nur über einen Test gemessen. Wer weiß, ob sich die Studenten beim Sprechen im Alltag noch an die Regeln erinnern könnten.
Sechs Stunden Grammatikunterricht pro Woche und fast kein Fortschritt...
Heute morgen übersetzte ich mit meinen Schülern eine Geschichte, die wir gemeinsam entwickelt hatten. Darin kam der (für die Schüler neue) Satz vor: „He reads the book“. Eine Schülerin übersetzte ihn als „Er liest ein Buch.“ Ich wiederholte ihre Aussage und drei Schüler korrigierten sie spontan mit „Er liest DAS Buch.“ Und das, obwohl ich mit meinen Schülern noch nie über die Artikel gesprochen hatte.
Kurz danach fragte ich sie, warum es "He is reading" und nicht "She are reading" heißt. Sie erklärten mir es heiße ja auch "Er liest ein Buch" und nicht "Er lesen ein Buch".
Grammatik kann auch eine Folge von Sprachlernen sein, nicht nur die Ursache. Jedenfalls bei TPRS und Comprehensible Input.
Das heißt natürlich nicht, dass Grammatik grundsätzlich kontraproduktiv ist, aber sie muss so eingesetzt werden, dass sie auch etwas bringt und nicht schadet. Ich werde in zukünftigen Artikeln sicher noch öfter darauf zurück kommen.
Für Englischliebhaber hier Stephen Krashens Vortrag der Konferenz von KOTESOL (Korea Teachers of English to Speakers of Other Languages):
Und ihr? Habt ihr Beispiele für den alltäglichen Frust, wenn man drei Wochen lang "will-future" besprochen hat und die Schüler trotzdem alles falsch machen?
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