Als mein Schulleiter für meine Verbeamtungsstunde hospitierte, war er beeindruckt, wie motiviert die Schüler sich beteiligten (und ich habe sie wirklich nicht bestochen). Das war bei mir
nicht immer so. Durch meine Suche nach innovativen Methoden für meinen Englischunterricht habe ich einiges gelernt, was ich im Studium gerne gelernt HÄTTE...
Ich erinnere mich noch genau, wie wir an der Uni über Motivation gesprochen haben. VIER Stunden über abstrakte Konzepte der Entstehung von Motivation und als meinen Professor fragte, was man daraus Praktisches für den Unterricht ableiten könnte, fiel ihm nichts ein.
Daraufhin stellte ich die ganze investierte Zeit in Frage... ja, ich hätte diplomatischer sein können... Nach dieser Episode dachte ich, dass eben keiner so richig weiß, wie man Schüler eigentlich motiviert. In der Schule strampelte ich, um Texte zu finden die "der Lebenswelt der Schüler" entsprachen, was oft fehl schlug. Dann hielt ich mich an die Strategie "ich mache das, was mich begeistert, dann sind die Schüler auch dabei", bin ich auch nicht schlecht gefahren.
Aber als ich mich mit neuen Methoden für meinen Unterricht beschäftigte, wurde plötzlich alles einfacher und ich begann zu verstehen:
Was ist für jeden x-beliebigen Menschen immer von Interesse?
Die Antwort:
-
Alles, was ihn selbst betrifft, oder Dinge für die er sich interessiert
- Alles, was ihm ein gutes Gefühl gibt.
Dann bleiben ja nur noch ein paar Fragen.
- Wie bekomme ich heraus, was meine Schüler interessiert?
- Wie bekomme ich heraus, wobei sich die Schüler gut fühlen?
Und 3. wie baue ich die Erkenntnisse aus 1. und 2. so in meinen Unterricht ein, dass die Zeit nicht verloren geht, sondern produktiv zum Fremdsprachenlernen genutzt wird?
Diese Fragen zu beantworten ist glücklicherweise leichter als man denkt.
Wie bekomme ich also heraus, was die Schüler interessiert?
TIPP NUMMER EINS: Sauge auf, welche kulturellen Inhalte die Schüler selbst mitteilen.
Dann benutze sie schamlos um deine Unterrichtsinhalte zu transportieren. Ja, das heißt, dass man sich manchmal auch kurz bei Youtube, etc. informieren muss, wer denn nun Miley Cyrus ist oder Cosmo und Wanda (alles schon gehabt). Der positive Nebeneffekt: Man fühlt sich als Lehrer nicht ganz so veraltet, selbst wenn man (seit dem Referendariat) keinen Fernseher hat...
Nächste Woche zeige ich euch ein paar Tricks, die ihr anwenden könnt, wenn die Schüler sich nicht öffnen und ihr keine Ahnung habt, was genau sie interessiert.
Aber zunächst ein Beispiel, was sich dadurch im Unterricht ändert.
Wie sieht es aus, wenn man die Interessen der Schüler nutzt, um die Unterrichtsinhalte zu transportieren?
Lass mich dazu eine kleine wahre Geschichte aus meinem Unterricht in meiner 5.Klasse in der letzten Woche erzählen:
Wir wiederholten zunächst die gemeinsam erstellte Story der Woche davor. Ein Schüler mit Star Wars-Spitznamen erzählte darin über seine Zeit in der Jedischule.
Die Inhalte meines unsichtbaren Lehrplans waren die Schulfächer. Ein Lichtschwertkampf im Unterricht war ungeplant, aber sehr bereichernd (mehrere Schüler hatten Lichtschwerter als Spielzeug mitgebracht).
Eine Schülerin präsentierte daraufhin einen Plastiksäbel (vom Geburtstagsfest auf dem Pannekoekschip). Ich stürzte mich darauf (nein, nicht so) und bat sie, den zu dieser Woche noch einmal mitzubringen. Sie schleppte gleich auch noch eine Augenklappe und einen Dreispitz an und kam ganz schwarz angezogen.
Na klar, ab jetzt ist sie unsere "Pirate Queen". In meinem Kopf spukte der unsichtbare Lehrplan: Morgenroutinen (Getting up, getting ready for school). Kannst du es kommen sehen?
Die Geschichte, die wir daraus machten, drehte sich darum, dass eine Piratenkönigin natürlich nicht früh aufstehen muss. Kein Zähneputzen, keine pinken Kleidchen, keine Schule. Interessanter Nebeneffekt: das Wort für "Lichtschwert" und "Säbel" ist im Englischen fast gleich: "(light) saber".
Ich fürchte, meine Schüler werden das Wort Säbel besser behalten als das Wort Zahnbürste... Aber das lernen sie auch noch. Und ich muss einfach darauf herum reiten, dass eine Piratenkönigin überhaupt keine Zahnbürste hat.
Dann war es soweit, die Pirate Queen stand auf und kam nach vorne. Und was passierte? Einer der Jungen, ein großer Jack-Sparrow-Fan, begann plötzlich, die Melodie von "Fluch der Karibik" zu singen. Das war ein verdammt heroischer Einlaufsong für das Mädchen. Sie strahlte die ganze Stunde und ich hatte lange nicht mehr so viel Spaß - genau genommen seit dem Laserschwertkampf vorletzte Woche. Die Aufmerksamkeit der Schüler war ziemlich hoch. Eher zu hoch manchmal, als sie sich z.B. ohne Melden einmischten, was Papageien denn zum Frühstück essen und wie lange eine Piratenschule wohl dauert.
Wie sieht es aus, wenn man bewusst einsetzt, den Schülern ein positives Gefühl zu geben?
Ein Beispiel aus meinem Unterricht: Diese Woche kam ein Schüler zu mir und fragte, ob er jetzt seinen Spitznamen bekommen könne, er habe bei einem Schwimmwettbewerb mitgemacht.
Was macht diesen Schüler glücklich?
Zu wissen, dass andere sehen, was für ein guter Schwimmer er ist. Und natürlich bekam er seinen Spitznamen "The best swimmer in the world". Die anderen Vorschläge: "Human Shark" und "the Merman" wollte er nicht.
Eine andere Schülerin quatschte in den Unterricht, als ich erklärte, dass "paintbrush" eine "Farbenbürste", also ein Pinsel sei. Sie musste unbedingt erzählen, dass sie am Wochenende ein Bild auf richtiger Leinwand gemalt hat. Was macht diese Schülerin glücklich? Malen und anderen ihre Bilder zu zeigen. Die Bilder hat sie in der nächsten Stunde gleich mitgebracht und nach den Ferien darf sie sie den anderen zeigen.
Sollte man sich denn auf Kosten der anderen so auf einen Schüler konzentrieren?
Klare Antwort: Bei einigermaßen brauchbarer Stimmung in der Klasse, unbedingt ja. Denn die Schüler sehen, dass jeder einmal im Rampenlicht steht. Der Star-Wars und der Harry-Potter-Fan, die Malerin, der, der immer mit seinem Zirkel Bilder malt und der Tierforscher. Sie fühlen sich mit ihrer gesamten Persönlichkeit wertgeschätzt.
Und wenn Schüler fehlen, entsteht oftmals ein Loch. Es sind ganz kleine Bemerkungen die zeigen, wie sehr die Kinder plötzlich eine wichtige Rolle erfüllen: "Oh, ärgerlich, dass unser Tierforscher heute nicht da ist, er hätte das gewusst." "Oh, das hätte unserem Star-Wars-Fan Spaß gemacht."
Also: TIPP NUMMER ZWEI für Schülermotivation: Lasse Schüler zum Star in ihrer Lieblingsdisziplin werden. Das, was normalerweise stört, nämlich die dutzenden von persönlichen Stories der Schüler, sind Goldstücke für die Motivation.
In zwei Wochen geht es weiter in der Serie Tipps für die Schülermotivation. Darin beantworte ich die Frage, was man tun kann, wenn die Schüler gar nichts erzählen.
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