Acht Tipps für die Revolution in deinem Sprachunterricht

Ich bin erst zu Beginn dieses Schuljahres mutig genug gewesen, meinen Englischunterricht grundlegend zu verändern. Überraschenderweise war es deutlich leichter als gedacht. Damit es für dich auch so einfach wird, hier einige Tipps für den Start:


1. Ruhig erst einmal rumprobieren

Ich musste erst einmal alle möglichen neuen Methoden ausprobieren: Kindergartentag, Gesten, gemeinsames Übersetzen, Rundfragen, freies Lesen, Geschichten gemeinsam entwickeln oder für die Schüler schreiben, und, und, und… Ich war so gierig auf die neuen Erfahrungen. Glücklicherweise klappte alles so gut, dass ich die neuen Methoden einfach hintereinander ausprobieren konnte.


Gerade bei den kleinen Fünftklässlern geht das gut, da deren Aufmerksamkeitsspanne ohnehin etwas kürzer ist und sie ähnliche Methoden zum Teil aus der Grundschule gewöhnt sind. Dennoch…


Weniger ist mehr

TPRS und Comprehensible Input sind meiner Ansicht nach super geeignet um den Lernprozess des Sprachenlernens transparenter zu machen. Das verpufft etwas, wenn man wie verrückt von Methode zu Methode springt, weil man noch dieses oder jenes ausprobieren will.


Es wird übersichtlicher und entspannter, wenn man seinen Rhythmus erst einmal gefunden hat.


3. Überblick verschaffen

Es ist völlig ok, eine Weile lang herum zu probieren, solange der Input verständlich bleibt. Dadurch entwickelt sich ein Grundvokabular, auf dem man aufbauen kann.


Nach einer Weile (in der fünften Klasse empfehle ich spätestens nach zwei Monaten, in höheren Klassen schneller) sollte man aber langsam anfangen, sich einen Plan zu machen, wann man welchen Themenbereich des Lehrplans oder welche Zeitform einführen will.


4. Nicht alles selbst machen wollen

Die Schüler sind zwar total vernarrt in meine selbstgeschriebenen Geschichten, in denen sie die Hauptrolle spielen. Aber dieser Arbeitsaufwand hätte vielleicht doch nicht sein müssen. Ich könnte zum Teil sicher auch mehr mit fertigen Texten arbeiten oder mich mit Kollegen zusammen tun, die ebenfalls alternativ arbeiten.


5. Sich Fehler erlauben

Ich weiß, dass ich noch zu schnell voranschreite, wenn wir Geschichten entwickeln. Ich sollte z.B. mehr Wiederholungen einbauen, ich sollte langsamer sprechen, ich sollte weniger unbekannte Vokabeln einführen. Live and learn. Es wird noch sehr lange dauern, bis ich darin perfekt bin. Bis dahin lernen die Schüler trotzdem. Und notfalls geht man halt nochmal zurück und wiederholt.


6. Gäste einladen, oder lieber nicht?

Tja, Kollegen einladen und die Türen jederzeit offen stehen haben, oder lieber nicht? Meine jetzige Klasse ist disziplintechnisch relativ unkompliziert, daher macht es mir gar nichts aus, Kollegen jederzeit zuschauen zu lassen. Aber es ist nicht immer einfach, wenn einem jemand auf die Finger schaut. Lass dir Zeit, bis du wirklich selbstbewusst seid und lass nur Kollegen zu, denen du vertraust, damit du dir in der Anfangsphase nicht zu viele Störfaktoren hinzuholst.

 

Wenn sich die Schulleitung anmeldet, kann man natürlich nichts machen, aber ich habe bei diesen Besuchen glücklichweise immer einen guten Eindruck machen können.

 

Insgesamt haben mich Unterrichtsbesuche sehr vorangebracht, da man doch noch einmal mehr reflektiert, wenn jemand zuschaut.

 

7. Sich keinen Stress machen

 Viele Dinge lassen sich graduell einführen. Ganz langsam, Schritt für Schritt. Ich hatte vor Weihnachten nur ca. 5 Schülerjobs, auch wenn andere TPRS-Kollegen jedem Schüler eine Aufgabe geben. Ich habe bisher auch nur ca. 6 Schülerspitznamen, auch wenn ich bis zu den Sommerferien alle 22 haben sollte… Und? Es geht trotzdem. Und zwar gut. Wir haben Spaß und die Schüler lernen. Was will man mehr.


8. Meilensteine nutzen um wieder auf Kurs zu kommen

Herbst-, Winter-, Halbjahresferien... das Schuljahr ist voller Pausen, die man dazu nutzen kann, einmal kurz zu reflektieren und mit den Schülern zu besprechen, wie man wieder auf Kurs kommen kann. Nach Weihnachten hatten wir alle neuen Methoden mindestens ein mal gemacht und die Schüler erinnerten mich, an das eine oder andere Versprechen, dass ich bis Schuljahresende noch einlösen musste. Ich war z.B. mit den Namen zu langsam, wie mich ein Schüler sehr bestimmt informierte. Im Januar habe ich außerdem fünf weitere Schülerjobs eingeführt.

 

Also, lass dir Zeit, probier erst einmal herum und nutzt dann die Ferien, usw. um deinen Englisch-, Französisch-, Spanischunterricht wieder auf Kurs zu bekommen. Du wirst sehen, dass die Umstellung deines Unterrichtes gar nicht so schwer ist.


Schreibe mir gerne, wie dein Start gelaufen ist. Ich freue mich auch über Fragen per Email.

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