Am Freitag gab es endlich mal wieder eine kleine Traumstunde in der sechsten Klasse. Nicht perfekt, aber rund und effektiv und mit Spaß. Und mit TPRS wie es sein soll... Ich hatte in der
Arbeit zuvor bemerkt, dass die Schüler von Tuten (Verneinung von Aussagen) und Blasen (Fragen) keine Ahnung hatten, obwohl ich sie durch die Methode schon reichlich verwendet hatte. Also wollte
ich dort gezielt nachbessern. Hier der Ablauf:
Zunächst werden die verwechselten oder schwachen Strukturen an die Tafel geschrieben. Letze Woche musste ich z.B. bei "went" vs. "won't" vs. "want" nachhelfen. Dann werden diese mit Gesten und Übersetzung chorisch verankert. Wenn sie relativ sicher sitzen, können sie in eine Geschichte eingebunden werden. Zuletzt gibt es einen kleinen Test. Hier also im Detail wie du vorgehen könntest:
1. Vergleichende Grammatik
Ich schrieb die problembehafteten Strukturen mit Übersetzung an die Tafel und erklärte sie kurz. Also unter einer Minute!!
She doesn't go
They don't go
She didn't go
They didn't go
Does she?
Do they?
Did she?
Did they?
Und fragte chorisch nach den Übersetzungen für Sätze wie "She didn't go to school." "I didn't have a bag." Dabei wurde schnell klar, wie unsicher die Schüler bei "do" vs. "did" noch waren. Also mussten die Schüler dazwischen immer Gesten für Gegenwart oder Vergangenheit dazu machen. Das war eine ausgezeichnete Rückmeldung für mich, da ich gleich sehen konnte, wie schwer den Schülern das Hören und Erinnern der beiden Worte fiel.
2. Story-Time
Ich hatte mir vorher ganz grob überlegt, eine Geschichte über eine Figur zu machen, die nach England will, aber kein Geld hat und jetzt ein Boot bauen muss. Das ganze in der Vergangenheit, da wir die gerade vertieft bearbeiten.
Ich fragte, wer Schauspieler sein will, und wählte ein Mädchen. Sie bekam einen neuen Namen von der Klasse "Annika" und wir legten los. Mit der Karte an der Wand noch einmal Landeskunde wiederholen: "Will sie nach Irland oder nach England? Ist Schottland ein Teil von Großbrittanien?" Ein Schüler wies mich gleich drauf hin, dass ein Teil von Irland ja auch zu England gehörte. Richtig, so genau wollte ich gar nicht sein, aber natürlich wurde der Einwurf sofort eingearbeitet.
Die Schüler entschieden, dass das Mädchen nach England will, weil ihre Tante die Königin ist. Gleich die neue Vokabel "Nichte" und "Neffe" mit eingeführt.
Aus dem Boot wurde ein Fahrrad. Die Vokabel "Schwimmreifen" wusste ich nicht, und das Wörterbuch gab auch nichts her, also mussten wir mit "Swimming wheels" herum-improvisieren. Egal, "wheels" ist auch eine gute Vokabel.
Sie fuhr also mit dem Water-Bike los, war aber viel zu langsam und kam nur auf Helgoland an (mein Einwurf), daraufhin kaufte sie dort ein Jetpack. Ein sonst auch sehr aufgeweckter Schüler merkte an, dass das keinen Sinn mache, wenn sie schon kein Geld für ein Flugticket habe. Richtig... hatte den Zusammenhang vergessen. Also muss sie sich das von ihren Freunden auf der Insel ausleihen.
Währenddessen war der Schauspielerin langweilig und sie hatte sich vorn einen Stuhl genommen. Als ich sagte, "can you cycle to the island Helgoland, please?!" rutschte sie zur Freude der Klasse mit dem Stuhl nach vorne. "Run with it", wie man auf Englisch so schön sagt, also so etwas wie "Nimm's auf und benutze es".
Das ging sehr schön langsam, also holte ich mir drei Schüler zur Verstärkung, sie zog für das Jetpack eine Schultasche an und wir schoben sie in Windeseile zur Queen (einer anderen Schülerin die elegant winkte). Heidenspaß für alle Beteiligten.
Hier die fertige Geschichte:
There was a girl. Her name was Annika. She wanted to go to England to see the queen, because the queen was her aunt. Annika didn't have money for a plane ticket. Her aunt, the queen, had money, but she didn't want to give the money to Annika. Annika didn't have money for a plane ticket or a boat ticket, but she wanted to go to England.
Annika bought [hatten wir letzte Woche] a bike for ten euros. She didn't have a boat but she wanted to build a water-bike. The bike didn't swim. She needed swimming wheels. [Ersetze ich vielleicht durch das korrekte Wort "floating tyre"]
Annika didn't wear the swimming wheels, she put the swimming wheels on the bike. She cycled for one day, but the water-bike didn't go very fast. After one day she was only at the island "Helgoland". She wasn't happy. [Muss ich den Schülern am Montag noch als Ausnahme erklären] On the islands there were some friends. They didn't have a boat but they had a jetpack.
Annika put on the jetpack and cycled to England very quickly. Annika was very happy.
3. Schnell noch ein Test
Zehn Minuten der Stunde noch übrig, schnell noch der angekündigte Zehnertest. Die Routine dafür gibt es in zwei Wochen im nächsten Blogartikel. Die Fragen lauteten ungefähr:
1. What was the girl's name?
2. Did she want to go to Ireland?
3. Was she the queen's niece?
4. What is nephew in German?
5. What did she buy first?
6. Did she buy swimming wheels second?
7. Did she go to the island quickly or slowly?
8. What was the name of the island?
9. Did she buy the jetpack there?
10. Did she go to the queen with her friends?
Fazit
Die schwachen Phrasen kamen reichlich vor und wurden durch Rundfragen ständig wiederholt. Ich fragte auch immer wieder zwischendrin nach: "Was heißt 'she didn't want' auf Deutsch?" Dort konnte ich auch wieder sehen, wie unsicher die Schüler darin noch waren. Die Stunde machte uns allen großen Spaß, die Schüler waren größtenteils gut bei der Sache und der Test fiel mal wieder hervorragend aus (Ja, er ist mit Absicht so einfach, aber dazu beim nächsten Mal mehr).
Alles in allem eine tolle Stunde, die mich darüber hinweg tröstete, dass ich diese Woche eine Konferenz verschwitzt, zwei Klassen bei der Klausurenrückgabe verwechselt und diverse Hausaufgaben vergessen habe zu geben...
Was ist mit dir? Hast du zu der Stunde Fragen? Anregungen? Schicke mir eine Email oder hinterlasse einen Kommentar, ich freue mich drüber.
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Bert (Donnerstag, 02 Juli 2015 17:22)
Hallo Charlotte,
Habe gerade die Helgoland-Geschichte gelesen. Haben alle SuS eine verfasst oder nur du?
lg,
Bert