Es ist wieder soweit. Wenn es dir wie den meisten Lehrern geht, schaust du bestimmt mit wenig Vorfreude auf den Elternsprechtag. Genauso geht es vermutlich vielen Eltern. Dennoch geben sich alle Parteien (meist) größte Mühe das ganze gut über die Bühne zu bekommen, schließlich sind wir alle pflichtbewusste Erwachsene.
Ich bin nächste Woche dran und habe ein paar Ideen gesammelt, mit denen ich als Fremdsprachenlehrerin meinen Elternsprechtag entspannter gestalte.
Zeig, was du hast...
Nein, kein tiefer Ausschnitt... Eltern bekommen von ihren Teenie-Kindern selten sehr aussagekräftige Antworten, wenn es darum geht, was im Unterricht gemacht wird. Sie haben aber oft durchaus ein
großes Interesse, das sie zum Elternsprechtag mitbringen.
Seit ich die Klassenbibliothek durchführe, kann ich den Eltern zeigen "Ihr Kind liest gerade dieses Buch auf Englisch. Generell mag ihre Tochter gerne Romane." Das kam schon beim
Elternabend richtig gut an und möchte ich auch auf den Elternsprechtag ausweiten.
Ich würde zum Zeigen gar nicht unbedingt zu detailliert werden und mir womöglich Diskussionen einhandeln, aber ein besonders positiver Text des Schülers oder ein Blick auf die Klassenlektüre
zeigt den Eltern, dass man eine offene Einstellung hat.
Sieh es von Elternseite...
Eltern haben häufig nur ihre eigenen Erfahrungen aus dem Fremdsprachenunterricht vor Augen, wenn sie in ein Gespräch kommen. Sie kritisieren dann vielleicht, dass du nicht genug Vokabeltests schreibst oder sonstiges, das sie nicht verstehen.
Es hilft wenn man kurz die Vorteile beschreiben kann, warum man so arbeitet wie man arbeitet und dabei als erstes auf die Sorgen der Eltern eingeht, selbst wenn sie sich hinter
einem Vorwurf verstecken. Das Deeskaliert sehr schnell und Eltern fühlen sich verstanden.
... und hole sie mit ins Boot
Nachdem du ihnen ggf. kurz und prägnant erklärt hast, wie Fremdsprachenlernen funktioniert, kannst du ihnen Möglichkeiten aufzeigen, wie sie ihrem Kind helfen können, in der Sprache besser zu werden.
Dabei ist es natürlich wichtig, nicht nur teure Nachhilfe oder Sprachreisen zu empfehlen (das würde bei mir im Stadtteil nur wenige erreichen). Diese günstigen Maßnahmen empfehle ich unter
anderem:
- Für Englisch gibt es in den Stadtteilbibliotheken bei uns z.B. schöne kleine Easy-Readers, die die Kinder so weglesen können.
- Sie können ihre Kinder ermutigen, Songtexte ihrer Lieblingslieder im Netz zu suchen und zu verstehen.
- Sie können beim Vokabeln lernen helfen.
- Sie sollten bei neuen Computerspielen empfehlen, die englische Fassung zu installieren und zu spielen.
- Sie können vorschlagen, DVDs, die die Kinder auf Deutsch oder in ihrer Muttersprache schon halb auswendig kennen, mit Untertiteln zu sehen.
- Sie sollten ihr Kind aber bitte nicht zwingen, Grammatikhefte zuhause durchzuarbeiten. Das führt nur zu Chaos im Kopf und Ablehnung gegenüber der Fremdsprache.
Mach's nett und so stressfrei wie möglich
Ok, dieser Punkt ist nicht spezifisch für Fremdsprachenlehrer, aber sooo wichtig.
Ich habe immer Tee dabei, was den netten Nebeneffekt hat, dass der Raum einen netten Duft annimmt. Kekse kann ich nicht empfehlen, es sei denn, du stehst darauf, sie am Ende alle
allein aufzuessen. Letzes Jahr wurde sage und schreibe ein magerer Keks verputzt. Zu viel Bauchspeck um Goodwill zu demonstrieren...
Außerdem habe ich zur kalten Jahreszeit eine Kerze. Die hat schon viele Komplimente bekommen und ich bilde mir ein, dass sie deeskaliert. Powerkerze!!!
Ist doch gleich viel netter. Ich hoffe dein Elternsprechtag wird/war positiv.
Was hast du für Strategien, damit es möglichst nett wird? Hinterlasse einen Kommentar unten und hilf uns allen entspanntere Elterngespräche zu führen!
Und wenn du neu hier bist, ich verschenke mein Ebook mit den besten Spielen für den Fremdsprachenunterricht, siehe hier:
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Thomas (Sonntag, 16 November 2014 11:59)
Danke, Charlotte. Diese Woche steht bei uns der Elternsprechtag an und die Tipps können gleich verwendet werden.
Charlotte (Sonntag, 16 November 2014 13:49)
Klasse, da bin ich erleichtert. Ich weiß, dass viele schon letzte Woche durch waren und dachte ich bin zu spät dran.
Wünsche viele nette Elterngespräche!